Rückblick: Die Erfindung des Zufalls

dsc_1493_webAm 29. Oktober 2009 um 14:00 Uhr hielt Prof. Rudolf Taschner von der TU Wien eine TEWI-Kolloquium zum Thema „Die Erfindung des Zufalls“ im HS 3 an der Universität Klagenfurt. Hier noch mal die Kurzfassung zum Vortrag und einige Eindrück aus dem gut gefülltem HS 3.

Unvoreingenommen meint jeder zu wissen, worum es sich beim Zufall handelt: Etwas, das man nicht prognostizieren kann: ob ich eine gefährliche Operation überleben werde, ob ich beim nächsten Lotto den Haupttreffer landen werde – Dinge dieser Art.

Eigenartigerweise hat der Begriff des Zufalls sogar in exakten Wissenschaften einen fest verankerten Platz erhalten. So zum Beispiel in der Physik. Wenn man ein radioaktives Kohlenstoffatom vor sich hat, kann man auf keine nur denkbare Art und Weise berechnen oder durch Messung bestimmen, zu welcher Zeit es zerfallen wird. Es zerfällt plötzlich irgendwann, ohne dass dafür eine Ursache genannt werden kann – spontan und zufällig. Und in der Biologie hält sich seit Darwin das Paradigma, dass pur zufällige Mutationen die Triebkraft der Entwicklung der Arten nach dem Prinzip der “selection of the fittest” darstellen.

Allerdings spricht der Naturwissenschafter das Wort Zufall gerne ohne langes Grübeln aus, und es ist auch nicht ganz einfach, eine schlüssige Definition von “Zufall” anzugeben. Aus der Sicht der Mathematik kann man jedoch den Begriff “Zufall” einigermaßen gut verstehen: er ist eine Erfindung des Menschen. Um welche Erfindung es sich genau handelt, wird im Vortrag beschrieben.

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Wir konnten einige Wortmeldungen nach dem Vortrag einfangen…

„Ein intellektueller Genuss! Prof. Taschner erwies sich wie immer als witzig, tiefsinnig, hochgebildet, allgemein verständlich, dennoch präzise – mit einer exakten, wenn auch überraschenden Definition des Begriffs ‚Zufall‘.“ –Prof. H. Hellwagner

„Das besonders spannende am Vortrag „die Erfindung des Zufalls“ fand ich, dass Rudolf Taschner die Entstehung eines mathematischen Begriffes in einen breiten philosophischen und historischen Kontext gestellt hat – und damit exemplarisch auch gezeigt hat, dass die mathematischen Grundbegriffe tatsächlich auch philosophische Begriffe sind, die ohne den philosophisch-historischen Kontext gar nicht verstanden werden können. Das hat in Erinnerung gerufen, dass exzellente Wissenschaft immer auf zwei Beinen steht: Das eine ist das Fachwissen, das andere die breite und tiefgehende allgemeine Bildung. Diese einst – etwa noch zu Zeiten Blaise Pascals, des „Erfinders des Zufalls“ nach Taschner – selbstverständliche Wahrheit, geriet heute leider fast vollständig in Vergessenheit, was die moderne Wissenschaft immer mehr einengt und zum „Expertentum“ degradiert. Ich bin immer dankbar, wenn ein Kollege, wie diesmal Herr Taschner, ein Gegenbeispiel zu diesem Trend bieten kann. Und das auf einer unwiderstehlich amüsanten und lockeren Weise, was übrigens ein sicheres Zeichen dafür ist, dass der Vortragende wirklich weiß, wovon er redet – eine viel seltenere Angelegenheit, als man glaubt.“ –Prof. L. Böszörmenyi

Falls Sie noch irgendwelche Kommentare/Bemerkungen zu diesem Vortrag haben, dann lassen Sie es uns bitte wissen!

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